Inzwischen wurde erkannt, dass es für die mit PFC belasteten Flächen erforderlich sein wird, Energiepflanzen anzubauen, die mittelfristig sowohl das PFC dem Boden entziehen, aber auch in Kombination mit Fotovoltaikanlagen den betroffenen Landwirten helfen, ihre Flächen wirtschaftlich zu nutzen:
Von: Günter Seifermann
Gesendet: Montag, 27. November 2017
An: ‚alexander.uhlig@baden-baden.de
Betreff: Agrophotovoltaik: Flächen um 60 % effizienter genutzt
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Uhlig, sehr geehrter Herr Oehler,
leider hat Herr Ralf Brodmann am Donnerstag im gemeinderätlichen Betriebsausschuss auf meine Frage über eine Möglichkeit für kombinierte Nutzung (Fotovoltaikanlage und Energiepflanze Silphie) auf PFC-verseuchten Flächen unserer Region negativ geantwortet. Aus meinen Kontakten zu EWS Schönau weiß ich, dass zu einem solchen Projekt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut und der Uni Hohenheim bereits praktische Erfahrungen vorliegen. Bitte machen Sie sich auch darüber sachkundig und berichten im nächsten Betriebsausschuss bzw. Bauausschuss darüber.
Mit freundlichem Gruß
Günter Seifermann Stadt- und Ortschaftsrat B90/Die GRÜNEN Baden-Baden-Steinbach
Agrophotovoltaik: Flächen um 60% effizienter genutzt
Bislang galt für Ackerflächen: entweder Photovoltaik oder landwirtschaftliche Produktion. Eine Pilotanlage am Bodensee hat nun bewiesen, dass beides miteinander vereinbar ist. Für das Projekt wurden über einer Ackerfläche von einem Drittel Hektar Solarmodule installiert. „Die Ergebnisse des ersten Projektjahrs sind ein voller Erfolg, da sich die Agrophotovoltaik-Anlage als praxistauglich erwiesen hat, die Kosten mit kleinen Solardachanlagen wettbewerbsfähig sind, die Ernteprodukte ausreichend hoch und wirtschaftlich rentabel vermarktet werden können“, erklärt Stephan Schindele, Projektleiter Agrophotovoltaik am Fraunhofer ISE.
Zweites Einkommen
Die sogenannte Agrophotovoltaik nutzt die landwirtschaftlichen Flächen doppelt und mildert so die Flächenkonkurrenz ab und schafft neue Einkommensquellen für die Bauern. Seit einem Jahr wird unter Leitung des Fraunhofer ISE auf einer Versuchsfläche der Demeter-Hofgemeinschaft Heggelbach die deutschlandweit größte Agrophotovoltaikanlage getestet. „Bis zur Marktreife der Technologie müssen jedoch noch weitere Sparten und Anlagengrößen getestet und die technische Integration vorangetrieben werden, zum Beispiel bei der Speicherung“, sagt Andreas Bett, Institutsleiter des Fraunhofer ISE.
Ein Drittel mehr Solarstrom
Durch einen größeren Reihenabstand zwischen den Glas-Glas-Modulen in fünf Meter Höhe und die Ausrichtung nach Südwesten wurde sichergestellt, dass die Nutzpflanzen gleichmäßig Sonnenstrahlung erhalten. Die 720 bifazialen Solarmodule gewinnen Sonnenstrom von der Vorder- und Rückseite, 194 Kilowatt sind installiert. In den ersten zwölf Monaten wurden 1.266 Kilowattstunden Strom pro installiertes Kilowatt geerntet. Dieses Ergebnis liegt ein Drittel über dem deutschlandweiten Durchschnitt von 950 Kilowattstunden pro installiertem Kilowatt. Eine gute Ernte. Die Doppelnutzung der Fläche steigert die Landnutzungseffizienz um 60%.
Außerdem gibt es einen Film über das Forschungsprojekt:
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Badisches Tagblatt vom 27. November 2017
Badisches Tagblatt vom 30. November 2017
Badisches Tagblatt vom 30. November 2017
Badische Neueste Nachrichten vom 09. Dezember 2017
Auswirkungen der PFC-Affäre:
Manuel Hummel fordert Baden-Baden und Rastatt zum Handeln auf – „Nutzung der PFC-belasteten Flächen“
In einer Erklärung an die Medien geht Manuel Hummel, Fraktionschef der Grünen in der Regionalversammlung Mittlerer Oberrhein, auf, die Diskussion um «die weitere Nutzung der PFC-belasteten Flächen in Mittelbaden» ein.
Er fordert die betroffenen Kommunen im Landkreis Rastatt und die Stadt Baden-Baden auf, «zügig die planungsrechtlichen Voraussetzungen für eine entsprechende Umnutzung zu schaffen».
Die Erklärung von Manuel Hummel im Wortlaut:
Im Verlauf der Diskussion über die weitere Nutzung der PFC-belasteten Flächen in Mittelbaden wurde wiederholt die Vermutung geäußert, der Bau von Photovoltaikanlagen auf diesen Flächen könnte Ausgleichsmaßnahmen auf weiteren Flächen in erheblichem Ausmaß nach sich ziehen. Zur Klärung dieser Frage hatte sich deshalb der Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen in der Regionalversammlung, Manuel Hummel, an Umwelt-Staatsseketär André Baumann gewandt − verbunden mit dem deutlichen Hinweis, dass «die Umwandlung eines Maisackers in einen Magerrasen ja wohl kaum als eine erhebliche Belastung des Naturhaushalts gewertet werden» könne.
Durch die Antwort sieht sich Hummel nach eigenen Worten «in vollem Umfang bestätigt»: in einem Schreiben vom 16. Januar teilte ihm das Umweltministerium (auch in Abstimmung mit den Ministerien für Wirtschaft und für den ländlichen Raum) nun mit: Zum Ausgleich der Bebauung mit PV-Modulen sind zusätzliche Flächen nicht zwingend notwendig. Erforderliche Ausgleichsmaßnahmen sollten und können weitgehend innerhalb des Bebauungsplans erfolgen.
Die Beurteilung bleibe zwar immer abhängig vom Einzelfall. Die Umwandlung z.B. eines Maisackers in einen Magerrasen mit PV-Modulen habe aber «spürbar positive Effekte»: Regeneration des Bodens, Wegfall des Nährstoff- und Pflanzenschutzmittel-Eintrags und Schutz vor Erosion.
Hummel fordert nun, den Weg für eine Aufnahme von PFC-Flächen in den Teilregionalplan Solarenergie des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein endlich freizumachen. Dies wurde zuletzt vom Rastatter Landrat Jürgen Bäuerle im Sommer 2017 verhindert. Die von PFC-Belastungen betroffenen Kommunen im Landkreis Rastatt und die Stadt Baden-Baden fordert Hummel auf, zügig die planungsrechtlichen Voraussetzungen für eine entsprechende Umnutzung zu schaffen. Damit möchte er den betroffenen Landwirten eine zusätzliche Variante der Landnutzung ermöglichen − ohne das Risiko, PFC in den Nahrungskreislauf für Mensch und Tier einzuschleusen.
goodnews 05. Februar 2018
Bad.Neueste Nachrichten vom 05. Februar 2018
Badisches Tagblatt vom 05. Mai 2018
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